Fetisch oder BDSM?

09.08.2010 | Von: Max | | Kategorie: Max`Kolumne

Die kommerzielle Studio Szene im Wandel der Zeit.

Es begann bereits Mitte der 70er Jahre. Vereinzelt eröffneten in Deutschland SM-Studios, die zu diesem Zeitpunkt noch relativ spärlich mit den heute so typischen Gegenständen und Möbeln ausgestattet waren. SM war zu dieser Zeit etwas ganz neues – zumindest was die kommerzielle SM-Szene anging.

Damals lag der Focus absolut auf das Ausleben diverser Rollenspiele. Die Rollen waren ganz klar verteilt. Auf der einen Seite stand die klassische Domina, auf der anderen Seite kniete oder kroch der Sklave welcher i. d. R. devot und masochistisch veranlagt war. Die Atmosphäre war geprägt durch dunkle Räume, der Geruch von Leder lag in der Luft, und die vorherrschenden Instrumentarien waren der Bock, die Streckbank, die Paddel oder Bullenpeitsche, in jedem Fall aber der Rohrstock. Sicherlich, es gehörten auch Seile und Ketten zum Ausstattungsmerkmal.

Gab es bis zum Ende der 80er Jahre noch eine übersichtliche Anzahl von SM-Studios, wurde deren Zahl Anfang der 90er deutlich höher. Ebenso rasant entwickelten sich die Innovationen bezüglich des Angebotes. So waren diese immer professioneller ausgestattet und verfügten schließlich über mehrere verschiedene Themenräumlichkeiten. Es kamen unter anderem die sogenannten Bizarr-Kliniken hinzu, die dem “Patienten” in ein paar wenigen Studios ein Eldorado an Möglichkeiten offerierten, seine bizarren Klinikfantasien auszuleben. Einige Studios spezialisierten sich sogar auf das Thema “Bizarr-Klinik”.

Fast zeitgleich hielt ein neues “altes” Material in den Studioräumen Einzug. Latex. Gewiss, vereinzelt war das Angebot für den Latexliebhaber schon vor dieser Zeit vorhanden, jedoch noch in sehr beschränktem Umfang. Es wurden Räumlichkeiten geschaffen, die eben diesem Fetisch verstärkt Rechnung trugen.

Insgesamt entwickelte sich das Angebot der Studios in den 90ern rasant. Die Praktiken und Themenbereiche wurde immer vielfältiger und einfallsreicher, und so blieb es nicht aus, dass es neben der klassischen Domina, die ja bekanntlich damals bereits keinen GV anbot, und der Sklavin eine dritte – nennen wir sie Dienstleisterin – Einzug hielt, die Bizarr-Lady. Sie rundete das bis zu dieser Zeit relativ eingeschränkte Angebot in Bezug auf sexuelle Dienstleistungen ab. Nunmehr waren sexuelle Dienstleistungen in Verbindung mit Fetisch und SM kein Problem mehr.

Erst Anfang des neuen Jahrhunderts nahm die Zahl klassischer Dominas und dem in den 80ern üblichen und nachgefragten Angebot immer mehr ab, die Zahl von Bizarr- und Fetisch-Ladies dagegen stark zu. Dabei steuerte in diesem Falle nicht das Angebot die Nachfrage, sondern das Gegenteil war der Fall. Während anfänglich der BDSM mit seinen unzähligen Variationen von Rollenspielen in einer dunklen und mystischen Atmosphäre, dirigiert von einer konsequenten, in hohen Stiefeln und in Leder gekleideten Domina das Ziel der Gäste war, ist es in heutiger Zeit in erster Linie der Fetisch, der seinerseits mit Praktiken und Rollenspielen aus dem Bereich des BDSM bereichert wird.

Den Freunden des klassischen BDSM aber sei gesagt: es gibt sie noch – die klassischen Dominas. Und das ist gut so.