Interview mit Baroness Mercedes aus Gelsenkirchen

01.03.2010 | Von: Max | | Kategorie: Interviews

Baroness Mercedes aus Gelsenkirchen ist Domina und Bizarrärztin, schlank, gutaussehend und konsequent. Seit vielen Jahren ist sie in der Szene anzutreffen und nicht zuletzt seit Ihrem Fernsehdepüt weit über die Grenzen Nordrhein-Westfalens bekannt. Sie besitzt echte Leidenschaft, lebt und liebt SM und Fetisch.

Als Studioinhaberin ist sie allerdings auch in anderen Studios als Gastdomina anzutreffen, wie z. B. im Studio SMart in Köln oder auch bald für kurze Zeit im Bizarradies in München. Wer sich in der Szene bewegt, wird sie das eine oder andere Mal auch schon in Clubs angetroffen haben.

BDSM-GUIDE.COM wollte mehr über diese interessante Persönlichkeit erfahren und traf Baroness Mercedes zu einem Interview.

Vielleicht erzählen Sie unseren Lesern erst einmal ein wenig über sich. Wie sind Sie in die SM Szene gekommen, und was war der entscheidende Schritt zu Ihrer Professionalität?

Meinen Einstieg in die Szene habe ich im privaten Rahmen genießen können. Da mir allerdings damals die passiven Spielpartner fehlten, oder besser gesagt die, die bereit gewesen wären mehr zu experimentieren, habe ich mich der professionellen BDSM-Szene angeschlossen und somit mein Hobby, meine Leidenschaft zum Beruf gemacht.

Und was haben Sie in Ihrer Vergangenheit getan, bevor Sie Ihre Berufung zur Domina entdeckten?

Ich bin zur Schule gegangen. Im Ernst, ich habe sehr früh diese Neigungen bei mir entdeckt und für mich war klar, daß ich mehr erleben wollte als meine damaligen Spielpartner. Aus diesem Grund bin ich schon zu Berufsschulzeiten im Studio tätig gewesen. Nebenbei habe ich dann noch eine Ausbildung im pädagogischen Bereich gemacht – passt ja auch irgendwie ganz gut.

Haben Sie einen Lebenspartner, Freund, Ehemann? Und wenn ja, was sagt der zu ihrer Affinität zum SM?

Ja, ich habe einen Lebenspartner. Mit Dungeonwear ist er schon lange ein Teil der Fetishszene geworden. Somit ergänzen wir uns beruflich, und private Probleme mit der Tätikeit des Partners sind von vorherein ausgeschlossen. Im Gegenteil, er teilt ja meine Vorliebe für Latex und ist bei jeder Fetishparty mein Begleiter.

Spielen Sie zu Hause auch die führende Rolle?

Ich stehe auf eine gleichberechtigte Beziehung in der die führende Rolle immer von dem Partner übernommen wird, der in der jeweiligen Situation mehr Ahnung oder Erfahrung mitbringt. Dann bin ich auch gerne bereit mich führen zu lassen. Doch das funktioniert nur mit Vertrauen und wenn beide Partner dazu bereit sind.

Doch an die Kette wird mich nie jemand legen. Im Ernst, es ist schon so, daß ich immer wieder in die führende Rolle falle und ich den Raum den man mir gibt auch voll und ganz in Besitz nehme. Ist es zu wenig Raum, verschaffe ich mir auch gerne mehr und fordere meinen Partner. Und dann erwarte ich von ihm auch, daß er seinen Mann steht.

Haben Sie für Ihre Zukunft, also die Zeit, nachdem Sie die Peitsche and den sprichwörtlichen Nagel gehängt, haben schon Pläne – wobei wir anmerken dürfen, dass dies noch viele Jahre Zeit hat?

Es hat mit Sicherheit noch sehr viele Jahre Zeit! Doch sollte ich irgendwann den Spaß an der Sache verlieren – schwer vorstellbar – dann ziehe ich sofort die Konsequenz daraus und höre auf. Doch der Fetishszene werde ich wohl ewig treu bleiben. Vielleicht leite ich weiterhin ein Studio und ziehe mich nur als aktive Domina zurück oder ich versuche meine Kreativität im Bereich Möbel, Kleidung, Spielzeug, etc. mal ein wenig auszuleben. Mal sehen. Einen festen Plan gibt es noch nicht. Aber Ideen gibt es viele!

Gibt es in Ihrem Kopfkino noch eine BDSM Phantasie welche Sie noch nicht ausgelebt haben?

Mein Kopfkino wird am ehesten in einer Session angeregt. Dann habe ich entweder direkt den dazu passenden Spielpartner vor mir liegen oder ich finde unter den nächsten Gästen ein williges Opfer. Es dauert nie lange, bis ich Phantasien, die mir im Kopf herum spuken, ausleben kann.

Was war Ihr bisher interessantestes SM-Erlebnis?

Wow, da gibt es so viele, die auf so unterschiedliche Art beeindruckend oder interessant waren – z. B. ein kranker Haussklave, der seinen Urlaub in meiner Zelle verbringen durfte. Das ganze drohte in letzter Minute durch gesundheitliche Probleme seinerseits, zerschlagen zu werden.

Er hatte eine akute Darmkrankheit und sollte eigentlich sofort ins Krankenhaus. Sogar eine mögliche OP stand im Raum. Doch er vertröstete seine Ärzte und kam zumindest für vier Tage in die Zelle. Nach diesen vier Tagen und einer damit verbundenen Zwangsdiät war der Gute gesund. Mit Sicherheit ein Erlebnis welches mir auf Ewig im Kopf bleiben wird.

Was erregt Sie persönlich bei einer Session besonders? Haben Sie eine spezielle Leidenschaft?

Leidenschaften habe ich eigentlich viele. Ein einzelner Spielpartner könnte dem gar nicht gerecht werden. Doch könnte ich jetzt gar nicht sagen, daß ich im Rahmen meiner generellen Neigungen das eine oder andere bevorzuge. Was ich nicht mag, biete ich auch nicht an.

In der Session an sich wird vieles vom Gegenüber abhängig. Ich vergleiche das immer mit Vanillasex. Wenn ein Mann sich die größte Mühe gibt eine Frau zu verführen und sie dann letztendlich doch wie ein Brett im Bett liegt und total gelangweilt die Sache über sich ergehen lässt, kann es kein befriedigendes Erlebnis sein. Für keinen von beiden.

Und so ist es im BDSM-Bereich auch. Wenn ich meinen Spielpartner behandele und ich bekomme positives Feedback, egal in welcher Form, dann ist die Session geil. Habe ich dagegen das Gefühl alles umsonst oder falsch zu machen verliert die Sache an Reiz. Natürlich kommt das immer mal wieder vor, weil gerade neue Gäste vielleicht aufgrund des Unbekannten Probleme haben, sich fallen und gehen zu lassen. Doch Gott sei Dank bekomme ich diese Probleme meist recht schnell ausgemerzt

Gibt es irgendetwas, eine Vorstellung oder Phantasie, die Sie gern ausleben oder vollziehen würden?

Wie ich schon sagte, wird meine Phantasie am ehesten in einer Session angeregt und dann steht das Opfer – das willige, ja direkt zur Verfügung. Und genau das passiert auch immer wieder. Ich bin in einer Situation und auf einmal springen meine Gedanken. Dann muß ich die neu geborene Idee so schnell wie möglich in die Tat umsetzen.

Hatten Sie schon mal ein Erlebnis, welches Ihnen gar nicht zugesagt hat bzw. völlig abtörnend war?

Ja, leider kenne ich auch diese Situation. Ich hatte mal einen Gast, bei dem schon im Vorgespräch klar war, daß wir zwei nicht mit einander harmonieren würden. Ich habe auch versucht ihm klar zu machen, daß es wohl keinen Zweck hat die Session überhaupt erst zu beginnen. Doch er bestand darauf und überzeugte mich davon, es doch zu machen.

Wie erwartet ging die Session in die Hose. Die Elemente, die er erleben wollte, ich ihm aber -wie vorab angekündigt- nicht bieten konnte und wollte, waren für ihn doch so wichtig, daß das Erlebte für ihn, im Nachhinein betrachtet, nicht zufriedenstellend und befriedigend war. Da ich es im Prinzip so erwartet hatte war die Session auch für mich völlig unbefriedigend und enttäuschend.

Das liegt viele Jahre zurück und ich habe die Konsequenz daraus gezogen und mich nie wieder dazu überreden lassen eine solche, zum Scheitern verurteilte Session überhaupt erst zu beginnen.

Wie weit gehen Sie in Ihren Behandlungsarten und was sind Ihre Tabus?

Ich gehe schon sehr weit. Was ich ausschließe, ist Intimkontakt, Vomit ist für mich tabu – nicht weil es mich anekelt, sondern weil ich es schlichtweg nicht kann (dafür habe ich dann meine Sklavin) und aus Adultbaby-Erziehungen ziehe ich für mich gar nichts und biete es aus diesem Grund ebenfalls nicht. Das gleiche gilt zum Beispiel für Ringkämpfe bzw. körperliche Überwältigungen.

Ansonsten bestimmt der gesetzliche und moralische Rahmen meine Grenzen. Gesetz ist klar, das brauche ich nicht erklären. Moralische Grenzen…, nun ja, ich würde nie ein Lebewesen mit ins Spiel einbeziehen, welches dies nicht selbst entscheiden kann. Damit meine ich Tiere, Kinder, Menschen die nicht über die emotionale Reife verfügen um diese Entscheidung zu treffen, sowie Personen die über eine dritte zum Spiel gezwungen werden.

Darüber hinaus bestimmen die Tabus meines Gegenübers die Grenzen des Spiels.

Was erwarten sie von Ihren Sklaven?

Sauberkeit und Respekt gegenüber meiner Person. Das biete ich ihm ja auch. Wenn er dann noch bereit ist sich fallen zu lassen sind die Voraussetzungen für gute Session schon gegeben.

Was sollte ein Gast auf jeden Fall mitbringen wenn er sie das erste Mal in ihrem Domizil für eine Session aufsucht?

Spaß an der Sache und ein kleine Vorstellung davon, was er eigentlich von diesem Erlebnis erwartet. Den Rest mache ich

Was empfinden Sie wenn der Sklave zu Ihren Füßen liegt und bereit ist sich Ihnen vollkommen hinzugeben?

Absolutes Wohlgefallen, ich genieße es!

Woher kommt die Lust aus Sicht ihres Gastes von einer Frau dominiert zu werden?

Da findet sich wohl bei jedem eine andere Begründung.

Ein Rollentausch; die Lust zur Kontrollabgabe; der Spaß an der Ungewissheit was nun passieren wird; die Anbetung des weiblichen Geschlechts ausleben zu wollen und zu können…

Es gibt mit Sicherheit noch unendlich viele Gründe, die sich von Fall zu Fall ähneln oder vielleicht auch ganz unterschiedlich sind. So wie wir uns alle nun mal voneinander unterscheiden.

Dürfen auch Paare oder einzelne Frauen zu Ihnen in das Studio kommen?

Sehr gerne! Das ist doch wahnsinnig reizvoll und ein schöner Kontrast zu den ansonsten überwiegend männlich Gästen.

Wie weit gehen Sie beim Thema Erotik in einer Session? Sind Sie berührbar oder bevorzugen Sie nur die Klassische Dominanz?

Ich bevorzuge und biete auch nur die klassische Dominanz. Doch ich liebe das Spiel mit der Erotik, mit Nähe und Unerreichbarkeit.

Einem völlig wehrlos gefesseltem etwas Schmutziges ins Ohr zu flüstern und ihm in den Nacken zu hauchen kann doch viel erotischer sein als vor im nackt herumzuspringen. Es ist einfallsreicher, sinnlicher Woraus sich dann wieder die Erotik ergibt – zumindest für mich und die Gäste die immer wieder gerne zu mir kommen.

Wie ist Ihr Verhältnis zu den Männern außerhalb Ihres Dominastudios?

Der Großteil meiner Freunde sind Männer. Das ergibt sich schon aus meinen Hobbys. Ich muß sie nicht zwangsläufig dominiere, auch wenn das meinen „Alltag“ bestimmt. Doch ich lasse mich auch nicht von ihnen dominieren

Bieten Sie auch Haus- oder Hotelbesuche und wenn ja in welchen Städten?

Ich habe das eine ganze Weile gemacht, bin aber nun davon abgekommen. Ich bin lieber einmal die Woche als Gastdomina in Köln, im Studio Smart tätig und jetzt im März z.B. auch eine Woche in München in Lady Zaras Bizarradies. Das verschafft mir Abwechslung und ich habe die Möglichkeit mich mit anderen Damen aus der Szene auszutauschen.

Sind bei Ihnen auch eine Langzeiterziehungen möglich?

Gerne sogar! Schließlich kann man in Langzeiterziehung Spiele einbringen, die in einer Stunde überhaupt nicht denkbar oder auch nicht reizvoll wären.

Mit was kann man Ihnen eine besondere Freude machen?

Wenn Sie auf Geschenke hinauswollen sind wir Frauen alle gleich. Parfüm, Schmuck, Pralinen… die Liste ist lang. Doch gerade SM-Spielzeuge machen mir immer eine besondere Freude.

Aber Geschenke sind gar nicht notwendig. Totale Hingabe in der Session, die kleinen Selbstverständlichkeiten, die schon erwähnt wurden, also Respekt vor mir und meinem Tun, Sauberkeit, Pünktlichkeit, Absagen wenn was dazwischen gekommen ist, etc. sind schon Dinge, mit denen man mir Freude bereiten kann

Sind Sie auch privat Smler aus Passion, wenn ja wie leben Sie das aus? Haben Sie zum Beispiel eine Fetishlocation die Sie gerne besuchen und dürfte ein Sklave Sie auch einmal dorthin begleiten!

Ja, ich besuche mit meinem Partner und meinen Freunden aus dem SMart regelmäßig die Kinky Beats in Köln oder auch mal die eine oder andere Fetishparty. Da ist dann allerdings auch nicht mehr der Raum um sich von einem Sklaven dorthin begleiten zu lassen. Treffe ich aber dort auf bekannte Gesichter spiel ich auch gerne mit ihnen.

Meine private Leidenschaft gilt Latex. Mehr verrate ich darüber aber nicht

Gibt es Hobbies oder Interessen außerhalb der SM-bereichs?

Ich bin sehr geschichtsinteressiert und lese dazu sehr viel. Dann bin ich leidenschaftlicher Fußball Fan und stehe jedes Wochenende in der Schalkekurve – egal ob Heim- oder Auswärtsspiel (was wahrscheinlich den überwiegend männlichen Freundeskreis erklärt) und ich liebe Sprachen und Dialekte. Die Zeit die dann noch bleibt, widme ich meinem Papagei.

Das Schlusswort gehört Ihnen. Gibt es noch etwas, das Sie den Lesern dieses Interviews oder mir persönlich gern mitteilen würden?

Ich würde mich freuen, wenn sich durch dieses Interview der eine oder andere, der mich nur von Bildern kennt, einen kleinen Eindruck von mir als Person machen konnte.

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